ellipse - Konzept

In der aktuellen Diskussion um Korrespondenzen und Transfers zwischen Kunst, Wissenschaft und subkultureller Neugliederung der Gesellschaft nehmen neben übergreifenden, strukturellen Debatten verstärkt Überlegungen zu einer "Geometrie" der sich bildenden Informationsnetzwerke Schlüsselpositionen ein. Dabei erscheint es mehr und mehr zwingend, die Dezentralität gesellschaftlicher Abhängigkeiten auch als räumlich manifestes Ereignis wahrzunehmen.

Das Ausstellungsprojekt ellipse möchte solche Positionen aktueller Kunst versammeln, in denen radikale und damit grundsätzlich zum Widerspruch geschaffene "Gegenbilder" im räumlichen Sinne ergänzend positioniert werden. Es werden Arbeiten versammelt werden, die sich speziell aus einem stark dialektischen Selbstverständnis um den Zusammenhang von subjektiven Sichtweisen und analytischem Vorgehen bemühen. Brennpunktartig werden zwei extreme Positionen künstlerischer Praxis konzentriert um einen Dialog in Konfrontation und gegenseitiger Ergänzung zu ermöglichen.

Es wird untersucht werden, ob - und wenn, in welchen Beziehungen - die derzeit extremsten ästhetischen Versuche zueinander stehen, und inwieweit situative gesellschaftliche Bedingungen an sie herangetragen oder ihnen appliziert werden.

Eingeladen wurden dazu Künstlerinnen und Künstler, die dezidiert konträre Positionen innerhalb der Gegenwartskunst vertreten. Standpunkten der kontextuell geprägten Kunst - durch die Fragen des Umraums, der sozialen Situation und politische Informationen zu Bestandteilen künstlerischer Arbeit erklärt wurden - werden jenen von Künstlerinnen und Künstler gegenübergestellt, deren Werke ebenso entschieden für die Autonomie der Kunst - also ihre unbedingte Freiheit - einstehen wollen.


Die Präsentation des Projektes gliedert sich demgemäß in zwei Teile.

1. ellipse.sea

Als Lesesituation gedacht, wurde im August 1997 in der Schinkelkirche in Petzow eine Ausstellung mit Skizzen, Fotos, Schriften, Modellen und Konzepten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezeigt. Der säkularisierte Kirchenraum, der, denkmalgeschützt und restauriert, heute Ausstellungsort ist, hat die Gelegenheit geboten, konzentriert und pointiert den gedanklichen und geistigen Raum der einzelnen künstlerischen Positionen subjektiv darzustellen. Gezeigt wurden die als grundsätzliche Positionspapiere zu verstehenden Konzepte, die von den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern programmatisch die Diskussion eröffneten.

Eine Fortsetzung dieser Veranstaltung ist für 1998 mit:

2. ellipse.com

in Potsdam geplant. Die mehr als 1000 m2 großen Räume des dortigen Kulturzentrums "Waschhaus" bieten den TeilnehmerInnen Gelegenheit zur umfangreichen Präsentation der nun ausgeführten Konzepte und lassen die dabei entstehenden gemeinsamen Schauräume vor dem Hintergrund der Vorschau in Petzow dennoch als auch konzeptuelles Laboratorium erscheinen. Ein thematisch orientiertes Film- und Videoprogramm wird in Kooperation mit der Werkleitz Gesellschaft e.V. erarbeitet werden.

Ziel des Gesamtkonzeptes ellipse ist es, das Interesse und die Neugier auf übergreifende Korrespondenzen auch als räumlichen Zusammenhang zu situieren und damit der Isolation in einer nur theoretischen Verortung zu entheben. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Vereinnahmungsstrategien im Kulturbetrieb zeigen die Veranstaltungen zu ellipse die Entwicklung eines "dissidenten Realismus" (Christoph Tannert) als Fortschreibung wachen Bewußtseins für den aktuellen Raum.

Zu ellipse.com wird 1998 ein Katalog erscheinen, der beide Ausstellungen dokumentiert.

Aus finanziellen Gründen mußte das Projekt ellipse.com kurzfristig auf 1999 verschoben werden!


Hinweise

Zur grundlegenden Diskussion der Ellipse als Form, Symbol und Konstruktion vgl. beispielsweise:



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