Der wirtschaftlich notwendigen Stetigkeit von Umsätzen und den dazu entsprechenden rechnerischen Wachstumsmodellen, die zur Bilanzierung spätkapitalistischer Märkte den Common Sense bilden, steht - beargwöhnt oder listig eingekauft - der schöpferische Augenblick entgegen. Ihm gelingt, entspringt und verdankt sich das, was mit ihm gerechnet sich gerade um seine Effizienz betrügt: denn stets war genau ein solcher Moment unbestimmbar und jenseits eines Kalküls.
Infolgedessen muß der jeweils spezifische Plan unternehmerischen Erfolges auch das größte Geheimnis von Konzernen sein, da allein in seiner Unwahrscheinlichkeit die in allen Produkten anwesende Multiplikation des Künstlichen überhaupt noch dingfest zu machen wäre. Einer Notwendigkeit jedoch folgt sie nicht.
Während daraus gefolgert kommerzielle Firmen nun Kunst notwendigerweise als Modalität eigener Erscheinungsform adaptieren müssen, um qua Etikettierung auch jenseits von heute bereits virtuellen Bedarfsgrenzen noch aus den Bereichen der Überproduktion und der maschinellen Sachzwänge Gewinne zu schöpfen, bleibt dem Angebot eines künstlerischen Dienstleistungsunternehmens die eben dazu unverhältnismäßige Anwesenheit gelungener Momente. Ein entsprechendes Sortiment, sollte es dem Angebot der Kunst von wirkungsvollen Bildern entstammen, kann also weder stetig, noch Marke oder Status sein, aber es wäre notwendig, muß gelungen und darf mit keiner Romantik zu berechnen sein. Auch ein derzeit profitabeles Recyclingmanagement wäre zu versagen. Auch Design ist Politik.
: What you see is not what you get :
Die John Locksit Ltd. vertritt mit ihren Produkten weder Design, noch Kunst. Sie benutzt jedoch beides zur Darstellung von ästhetischer Theorie und von Gegenständen. Sie ist folglich Repräsentant erkenntniskritischer Methoden und sie befaßt eigens eine ihrer Abteilungen mit der Erforschung epistemologischer Grundlagen. Ihr konkretes Angebot besteht aus der Ästhetik funktionaler Erkenntnis und ihre Arbeit befindet sich - vorrangig im Dienstleistungssektor angesiedelt - in steter Diskussion. Ziel ist es, im Vermittlungsprozeß zwischen Kunst einerseits und Verbrauch andererseits beratend sich der zwangsläufig aufkommenden Mehrwertfragen anzunehmen und deren Interessenbestimmtheit zur Deutung kulturpolitischer Konflikte heranzuziehen.
In signifikanter Anwendung strukturaler Analysen wird damit einer Ästhetik wahrnehmungskritischer Prägung (im Abgleich differenzieller und wiederholender Kommunikationsformen) aktive Unterscheidungsfähigkeit eingeräumt. Die darf in solcher Form grammatisch genannt werden und gilt einer Theorie an Dingen.
Das Büro:
Die assoziierten Mitglieder der John Locksit Ltd. arbeiten unabhängig und selbständig und gewährleisten damit ein mobiles Potential für Analyse und Konstruktion von Momenten. Sie entstammen verschiedenster Entwicklungsbereiche wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung und präsentieren in den Büroräumen der John Locksit Ltd. gemeinsam den jeweils aktuellen Stand ihrer Untersuchungsergebnisse. Das Büro ist Bibliothek, Lager und Dokumentationszentrum sowie Labor und Ausstellungsraum. Es hat mithin auch keinen festen Ort. Seine konsequenteste Form ist dieser Site.
Der zentrale Arbeitsbereich der John Locksit Ltd. ist dagegen pointiert angesiedelt im funktionalen Dilemma moderner Kunst. Einerseits gebunden an den authentisch - kommerziellen Kunstgenuß und eingebettet in eine anschauliche Besitzerwartung und deren historisch - kritischer Reflexion, muß Kunst andererseits heute bedürfnisgerecht diskursfähige Alternativmodelle zur gesellschaftspolitischen Disposition stellen. Beide Ansätze zur Reflexion der Kunst betreffen die Betriebsamkeit an kunstüblichen Orten wie Museen und Galerien und ihnen genügt auch die John Locksit Ltd. zuweilen, wenn sie sich an entsprechenden Stellen zu präsentieren hat. Der Theorie genügt jedoch kein Ort.
Außerhalb solcher didaktisch abzustimmenden Dependancen zielt denn die Arbeit der John Locksit Ltd. auch auf eine gesellschaftliche Funktion ästhetischer Bedingungen überhaupt und es wird angestrebt, die Anwendbarkeit einer Kunst der Reflexion dann zu initiieren, wenn deren Ergebnisse - am kunstfernen Ort und zur richtigen Zeit benutzt - strategische Positionen zu Fragen eines "gesellschaftlichen Layoutes" besetzen zu können. Standpunkte einer vormals nur ästhetischen Kritik wären so auch funktional in der Kommunikationsgesellschaft verankert.
Die Arbeitsverträge der in der John Locksit Ltd. assoziierten Firmenmitglieder gründen bargeldlos auf Warentausch. In Auftrag genommene Leistungen sind von den jeweiligen Auftraggebern hingegen zu bezahlen. Die dabei eingegangenen Beträge dienen ausnahmslos der Durchführung von Firmenprojekten in oben genanntem Sinn. Es wird angestrebt, diese Projekte jeweils ausserhalb selbstreferenzieller Betriebsamkeiten zu realisieren.
Repräsentationen seit 1994
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© Martin Conrath 1997